Die strukturellen Folgen dieser besonderen Eigenschaften von LENR sind gravierend. Allerdings spielen sich diese Veränderungen auf verschiedenen Zeitachsen ab und betreffen Wirtschaftszweige ganz unterschiedlich.
Die Anwendung in Fahrzeugen wird auf sich warten lassen, weil hier besondere Zertifizierungen notwendig sind. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass die Chinesen hier "vorpreschen" und somit Druck auf den Gesamtmarkt erzeugen. Die einfachste Anwendung wäre, LENR-Module in bestehende Elektro- oder Hybridfahrzeuge einzubauen. Diese würden dann während der Fahrt die Fahrzeugbatterien ständig nachladen. An LENR Anwendungen für Flugzeuge wird besonders intensiv gearbeitet. Für den Schiffsverkehr könnte ich mir eine frühe Einführung vorstellen, weil ständig LENR-Fachpersonal vor Ort sein kann. Das gilt für Neubauten; für bestehende Schiffe könnte es so sein, dass mit LENR-Energie "on board" Diesel-Treibstoff aus Wasser und CO2 hergestellt wird. Das jedenfalls plant die amerikanische Marine. (Details finden Sie im Abschnitt "Auswirkungen auf den Verkehr")
Den E-Cat für den Hausgebrauch (Domestic E-Cat) wünscht sich jeder. Praktisch könnte er jederzeit geliefert werden: Alles hängt von der Zertifizierung ab. Der Betrieb muß "narrensicher" sein. Ein 10 KW Domestic E-Cat könnte zum Beispiel in den Rücklauf der Zentralheizung eingebaut werden. Das abgekühlte Wasser könnte dann, bereits vorgeheizt, in den Kessel geleitet werden. Die Energieeinsparung wäre gravierend.
Noch einfacher könnte es mit der SunCell von Brilliant-Light-Power werden. Die Firma will Energiezellen in einem Leasing-Modell zur Verfügung stellen. Dafür wird dann eine Miete fällig, die weit unter den heutigen Energiepreisen liegt. Die entnommene elektrische Energie wird nicht abgerechnet, sondern ist als Pauschale Teil der Miete.
Kommen wir nun zu den Auswirkungen auf verschiedene Industriebereiche:
Automobilindustrie: Die Einführung von LENR in der Automobilindustrie wird sich sicher ein Jahrzehnt hinziehen. Letztendlich ist es für den Verbraucher auch nicht so wichtig, ob der Stromlieferant für den Elektromotor seines Autos eine Batterie, eine Brennstoffzelle oder ein LENR-Aggregat ist. Dabei gehe ich davon aus, dass die Speicherkapazität der Batterien sich noch wesentlich erhöhen läßt. LENR Aggregate hätten den Vorteil, dass sich die "Reichweite" auf eine Jahres-Laufleistung erhöhen würde. Es kann, parallel, aber auch ganz anders laufen: Die Herstellung von Diesel aus CO2 und Wasser ist eine bekannte und erprobte Anwendung. Eine Testanlage steht in den neuen Bundesländern. Solche Anlagen sind "Energiefresser", deshalb soll der Dieselkraftstoff mit Windenergie hergestellt werden. Es bietet sich an, dies mit LENR im großen Stil zu tun, denn LENR ist billig und grundlastfähig und damit der Windenergie in diesen beiden, entscheidenden Punkten, überlegen. Diesel auf diesem Wege herzustellen, hätte viele Vorteile: Die Herstellung wäre ebenfalls CO2-neutral, man benötigt keine neuen Fahrzeuge und, ganz wichtig, der Staat könnte seine gewohnten Steuern erheben!
Energielieferanten: Ob nun der E-Cat oder die SunCell zum Einsatz kommt: Beide Systeme sind dezentral, brauchen also kein Stromnetz. Die Folgen dieser Entwicklung kann sich jeder ausmalen.
Die Schweden sind ganz "vorne", was LENR angeht. Demzufolge beschäftigt sich auch Vattenfall intensiv mit LENR. LENR ist auch großtechnisch nutzbar. Man könnte bestehende Kraftwerke nach und nach durch LENR-Kraftwerke ersetzen und so das alte Verteilernetzwerk nutzen. Sicher auch ein Modell (wenn sie sich denn darum kümmern würden), dass unsere deutschen Energiehersteller nutzen könnten. Sie könnten dann auch ihre liebgewonnenen Strukturen beibehalten. Das könnte funktionieren, doch auf Dauer wohl eher nicht. LENR ist von der Charakteristik am ehesten für dezentrale Anwendungen geeignet. Warum soll man zentralisieren, wenn das gar nicht nötig ist. Würde die Zentralisierung im Extremfall staatlich angeordnet: Es wäre politisch nicht durchzuhalten, wenn in anderen Teilen der Welt LENR dezentral angewendet wird. Es ist wohl kaum zu verhindern: das Versorgungsnetz wird mittel- und langfristig zu einem steuerfinanzierten "Notfallnetz". Das gilt für das Stromnetz, wie auch für die Gasversorgung.
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Verbraucher. Alle Produkte, die in irgendeiner Weise Energie enthalten, können billiger werden: Das gilt für das Brötchen, dass zum Backen billigeren Strom verbraucht, wie für die Urlaubsreise, bei der das gewählte Verkehrsmittel billigere Energie zur Verfügung hat. Die Produktion von Lebensmitteln in Gewächshäusern erhält sicher einen "Schub", weil die Beheizung ungleich billiger wird. Nutzen also für alle.
Was ist mit den Arbeitsplätzen: Der größte Arbeitgeber, die Automobilindustrie, gehört zu den größten Verlierern. Das Auto, so wie wir es kennen, gehört innerhalb der nächsten ein, zwei Jahrzehnte der Vergangenheit an. Der Elektromotor braucht keine aufwändige Mechanik, keinen Kolbenmotor, kein Getriebe. Kommt auch irgendwann noch der von Goodyear dieses Jahr vorgestellte "Kugelreifen", der über ein Magnetfeld im "Radkasten" gehalten wird, dann entfällt auch das gesamte "klassische" Fahrwerk. (Sh. Abschnitt "Auswirkungen auf den Verkehr" Diese "Entmechanisierung" der Industrie kennen wir ja schon, z. B. aus der Uhren- oder Fotokamera-Industrie: Nur die äußere Hülle ist geblieben, das Innenleben ist komplett geändert bzw. vereinfacht. Ich schätze, dass auf diesem Sektor mittel- und langfristig Hunderttausende von Arbeitsplätzen verloren gehen...die, nur zum Teil, woanders wieder entstehen. Es ist nicht zu verkennen, dass es sich beim Verlust dieser Arbeitsplätze um hochqualitizierte, gut bezahlte Facharbeiter- und Ingenieursstellen handelt. Es kann dabei nicht sehr trösten, wenn durch die Verlagerung der Kaufkraft neue Stellen für Kellner oder andere Servicekräfte entstehen. Allerdings könnte der Fachkräftemangel in anderen Bereichen des Maschinenbaus und des Handwerks befriedigt werden. Es könnte aber parallel auch eine Entwicklung eintreten, wie wir sie aus der IT-Branche kennen: Auf der einen Seite die "NERDS", die sehr gut verdienen, auf der anderen Seite das Heer derjenigen, die nicht das Glück hatten, zur richtigen Zeit, mit der richtigen Ausbildung, am richtigen Ort gewesen zu sein. Wie es im einzelnen wirklich laufen wird, kann man nur durch den Blick in eine Kristallkugel erfahren. Aufzuhalten ist diese evolutionäre Entwicklung jedenfalls nicht, man kann nur versuchen, vorne mitzuspielen (wie z. B. Airbus es angekündigt hat).
Arbeitsplatzverluste in den Energiebranche sind ebenfalls zu erwarten. Diesmal allerdings nicht nur bei den Kernkraftwerken, Kohle- und Gaskraftwerken, sondern auch bei den sogenannten "Erneuerbaren". So segensreich sie sind, das Gute muß am Ende doch dem Besseren weichen. Was macht es auf Dauer für einen Sinn, Wind-, Solar- und Bioenergie zu subventionieren, wenn LENR die Energie zu einem Bruchteil der Kosten zur Verfügung stellt. (Grundlastfähig, ohne Landschaftsverbrauch). Freuen können sich die Heizungs- und Elektroinstallateure, denn der "Run" auf neuartige Energieerzeuger, auch im Privatbereich, wird riesig sein. Wie schnell der Strukturwandel in dieser Branche vonstatten geht, bleibt abzuwarten. Der "Angriff" wird wohl von mehreren Seiten gleichzeitig erfolgen: Durch Verbrauchsgeräte, die ihre Stromquelle schon in sich tragen, durch "Domestic E-Cats", also starke Energieerzeuger für den Hausgebrauch (10 bis 30 KW), durch die SunCell von Brilliant-Light-Power. All' dies senkt den zentralen Energiebedarf dramatisch und läßt die zentralen Versorger, nach und nach, "austrocknen".
Jetzt ein großer Sprung zur Geopolitik: Bis heute ist (oder muß man schon sagen "war") die Geopolitik durch zwei große Kraftzentren geprägt: Die Industriestaaten und die "Energiestaaten". Die Vereinigten Staaten verfügen über beides: Industrie und Energie. Andere Industriestaaten verfügen nur über Industrie: Japan und Europa. Einige "Energiestaaten" verfügen nur über Energie: Z. B. Saudi-Arabien und andere Staaten des Nahen Ostens, Venezuela usw. Rußland spielt eine Sonderrolle: Es ist einerseits "Energiestaat", aber die Industrie ist nur eingeschränkt wettbewerbsfähig. Gleiches gilt z. B. für Brasilien.
Wenn ich von "Energie" spreche, meine ich Carbon-Energie: Erdöl, Erdgas, Kohle. Die auf den Import von Energie angewiesenen Industriestaaten wollen zunächst die Carbon-Energie "loswerden", zu allererst die Kohle. Gleich gefolgt aber vom Öl. Öl ist ohnehin schon stark unter Druck, weil z. B. sparsamere Fahrzeuge und die wachsende Elektromobilität den Bedarf senken. Das endgültige "Aus" bringt mittel- und langfristig LENR. Darunter werden ganz besonders die reinen "Ölstaaten" leiden, wie der nahe Osten, Venezuela usw. Hier rächt es sich, dass das Geld in Prestige-Projekte investiert wurde, anstatt in Bildung und in die Entwicklung industrieller Strukturen.
Eine absolute Negativ-Entwicklung ist für Saudi-Arabien zu erwarten. Über Jahrzehnte war ein Hauptziel saudischer Politik, die besonders strengen Regeln des dortigen Islam zu exportieren. Saudi Arabien finanzierte weltweit Moscheen und sorgte für deren fundamentalistische Ausrichtung. Gleichzeitig entwickelte man seine Rolle als Hüter der heiligen Stätten weiter, mit voll-klimatisierten Zelten für die Gläubigen und dergl. mehr. Hinzu kamen Prunkbauten ohne Sinn und Verstand. Die eigene Bevölkerung wird mit Geldgeschenken und pro-forma Anstellungen im öffentlichen Dienst ruhig gehalten. Das Arbeiten überläßt man schlecht bezahlten Gastarbeitern. Kürzlich wurde ausgerechnet, dass, wenn der Ölpreis auf dem schwachen Niveau bleibt, Saudi-Arabien in fünf Jahren "pleite" ist. Die Folge wäre ein Kollaps der staatlichen Strukturen, mit unabsehbaren Folgen, bis hin zum Bürgerkrieg.
Geringfügig besser dran sind Ölstaaten, die neben Erdöl noch andere Produkte anbieten können, andere Rohstoffe wie Erze oder auch landwirtschaftliche Produkte.
Ansonsten: Die großen Gewinner dieses Strukturwandels werden einerseits die Industrieländer, deren Energiekosten "im Lande" bleiben. Andererseits gewinnen auch die armen Länder, die sich teure Energie nicht leisten konnten und nun z. B. mit Hilfe von LENR-Geräten Meerwasser entsalzen können. Eine Technik, die wegen des hohen Energiebedarfs für die meisten Länder bisher unerschwinglich war.
Zeitprognosen für die Einführung von LENR und die daraus folgenden Änderungen sind seriös nicht möglich. Zu groß ist die Vielfalt der mittelfristig auf den Markt kommenden Geräte und zu vielfältig sind die Anwendungsmöglichkeiten.
Die USA haben durch ihre herausragende Stellung und ihre engen Verbindungen zu den Golf-Staaten den Petro-Dollar kreiert. Der frühere Fianzminister Conally brachte es auf den Punkt: "Der Dollar ist unsere Währung und Euer Problem!" das beschrieb die Wahrheit und gleichzeitig die Arroganz einer Weltmacht. Kein Land, besonders nicht die armen Länder, konnte es sich leisten, zur Verbesserung eigener Exportchancen die eigene Währung stark abzuwerten, wenn man auf den Import von Öl angewiesen war. Denn dies mußte ja in Dollar bezahlt werden.
Meine ganz eigene Lieblings-Verschwörungstheorie ist folgende: Bei den wichtigsten Entscheidern in den USA hat nach Nine-Eleven ein Sinneswandel stattgefunden. Man mußte zur Kenntnis nehmen, dass fast alle Attentäter Saudies waren. In den Folge hat man die eigene Erdöl-Produktion signifikant gesteigert und ...LENR "von der Leine gelassen." Man hätte die LENR-Patente ohne weiteres weiter blockieren können, aber sie sind erteilt worden. Die Macht des Öls in den USA stirbt langsam aber stetig. Die Öl-Investments werden dramatisch zurückgefahren und die Rockefellers ziehen sich aus ihrem Engagement, man höre und staune, sogar wegen ethischer Bedenken zurück.
Neue Aktualität erhält diese Einschätzung dadurch, dass Senat und Kongreß, jeweils mit Zweidrittel-Mehrheit, ein Veto von Barak Obama überstimmt haben. Demnach kann jetzt, gegen den Willen des Präsidenten, ein Gesetz in Kraft treten, dass es jedem einzelnen Bürger, der durch den Anschlag von Nine-Eleven geschädigt wurde, erlaubt, Saudi-Arabien als Staat zu verklagen. (Sept. 2016) Saudi-Arabien ist in höchstem Maße alarmiert und hat auch wohl reichlich Grund dazu.
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