Alle Rechte vorbehalten (c) 2014 http://coldreaction.net

Das MIT und der Tod von Eugene Mallove

Drucken


Das MIT und der Tod von Eugene Mallove am 12.01.2018 von Admin

Die angesehene Zeitschrift "Foreign Policy" erscheint alle zwei Monate in den USA. Wie schon der Name sagt, thematisiert sie die US-Außenpolitik, internationale Beziehungen und auch Wirtschaft. Die gedruckte Ausgabe liegt bei über 100.000 Exemplaren. Sie erscheint ebenfalls als Internet-Ausgabe.

Für viele überraschend, griff Foreign Policy in der Ausgabe vom 7. Juli 2016 den tragischen Tod von Eugene Mallove auf und stellte die Frage, ob er sein Eintreten für die "Kalte Fusion" mit dem Leben bezahlen mußte. Den anschließenden Text habe ich gekürzt und teilweise sinngemäß übersetzt. Wer den exakten Text lesen möchte, halte sich bitte an das Original, das hier zu finden ist: http://foreignpolicy.com




Kommentar 1 am 12.01.2018 - 19:28 von Admin

Die kälteste Angelegenheit - Eugene Mallove näherte sich dem heiligen Gral der Nuklear Energie. Kostete ihn das sein Leben? Ein Artikel von David Kushner:

In einer Nacht im May (2004), fuhr Demetrese Granger zu einem zweistöckigen Haus. In den frisch gemähten Rasen war ein Schild gestellt worden, mit der Aufschrift "zu verkaufen". Eine Stunde vorher hatte sich Granger dafür interessiert, dieses Haus zu mieten. Sie sprach am Telefon mit der Frau des Hauseigentümers. Sie sagte, ihr Mann sei noch dabei, dass Haus zu säubern. Die Frau, Joanne, ermutigte die potentielle Mieterin, doch selbst nachzusehen.

Als Granger ihren Van verließ und in den kalten Neu-England Abend ging, schimmerte ein sanftes Licht über die Straße. Und da, auf dem Rücken liegend, fand sie einen barfüßigen Mann, mit einem schwarzen, buschigen Bart. Er trug ein weißes T-Shirt und eine Kaki-Hose. Er lag in einer großen Blutlache. Granger rannte zu ihrem Van zurück und wählte die Notrufnummer 911. "Er bewegt sich nicht", sagte sie, "er sieht aus wie tot."

Ungefähr zwei Meilen weiter parkte zu dieser Zeit Detectiv James Curtis auf dem Grundstück des Norwich Police Department und wollte eigentlich gerade nach Hause, als er den Notruf erhielt. Es gab einen Mord bei der 119 Salem Turnpike. Der Officer war nicht sehr aufgeregt: "Solche Dinge passieren eben". Er erfuhr drei Dinge über das Opfer: Sein Name war Eugene Mallove, er war 56 Jahre alt und war offensichtlich Besitzer dieses Hauses, lebte aber drei Stunden entfernt, in Bow, New Hampshire. Nach dem Aussehen des Mannes, geschlagen, getreten, alleine 32 Verletzungen im Gesicht, war sich Curtis sicher - das Motiv mußte etwas "Persönliches" sein. Sein Gesicht sah aus, als sei er durch einen Fleischwolf gedreht worden.

Das war 2004. Über die nächsten 11 Jahre führte die Frage "wer ermordete Mallove", Detective Curtis auf Wege, die er nie erwartet hatte. Er entdeckte, dass Mallove einer der weltbekanntesten "Anwälte" der sog. "Kalten Fusion" war. Curtis sagte, diese Wissenschaft übersteige seinen Intellekt. Kalte Fusion ist nicht nur eine komplizierte Form der Nuklear-Energie, sondern auch hoch-kontrovers. Die Unterstützer sehen in ihr den heiligen Gral, um die Erde vor einer Umweltzerstörung zu bewahren. Kritiker dagegen meinen, die ganze Geschichte sei völlig aberwitzig. Um das alles zu verstehen, auch um den Mord aufzuklären, mußte Curtis in eine Welt von Kämpfen und Intrigen einsteigen.

Letzten November, an einem regnerischen grauen Nachmittag, fuhr Curtis, ein 38-jähriger Mann mit langsam grau werdenden Haaren und hellen blauen Augen, zu der Stelle, wo seine Ermittlungen begonnen hatten. "Wir müssen genau hier anfangen", sagter er mir.

Mallove starb dort, wo er seine Jugend verbracht hatte. Er war das einzige Kind eines Installateurs und einer Mathematik-Lehrerin. Er interessierte sich für das Universum und Science Fiction. Als es 1960 Zeit war, ans College zu gehen, wählte Mallove das Massachusetts Institut of Technology (MIT), welches auch das erste Astronauten-Programm betreute. Die akademische Ausrichtung gefiel ihm. Er wurde Präsident des "Raketen-Teams" der Schule und führte zahlreiche Tests durch. Je mehr er sich der Wissenschaft nähern konnte, umso besser. Als er mit Freunden Cape Canaveral besuchte, konnte er die Wächter überzeugen, er sei ein Freund von Wernher von Braun. So konnte er dann Fotos von den Einrichtungen machen. "Gene war ein Träumer", sagte ein Freund später über ihn. Er wandte sich dann von der Raumfahrt ab und erlangte ein Doktorat in Umweltwissenschaften. Er arbeitete dann in einer Firma für alternative Raketenantriebe. Mallove erkannte aber, dass er nicht der typische Ingenieur ist, sonder eher derjenige, der der Öffentlichkeit die letzten Technologie-Trends und Entdeckungen erklären sollte.

Nachdem er Publikationen in der Washington Post und in "MIT-Technologiy Review" geschrieben hatte, erhielt Mallove seinen ersten Vollzeit-Job als Journalist bei der "Voice of America". Später schloß sich dann der Kreis, als er als Chef-Wissenschafts-Publizist im MIT-News-Office angestellt wurde, nur 70 Minuten von seinem Haus in New Hampshire entfernt.

Malloves Welt änderte sich am 23. März 1989, als die Elektro-Chemiker Pons und Fleischmann einen Raum voller Reporter in der Universität Utah empfingen. Die Wissenschaftler, in dunklen Anzügen, erklärten, wie sie mit Hilfe eines Katalyse-Verfahrens Überschuß-Energie erzeugen konnten. Sie taten dies mit einer Kathode aus Palladium in "schwerem" Wasser, durch welches Strom geleitet wurde. Die Wassertemperatur stieg von 30 auf 50 Grad Celsius und blieb so über fast vier Tage.

Die Verschmelzung von Atomen zur Gewinnung von Energie war an sich nichts neues, nur dass dazu eine Temperatur von Millionen von Grad benötigt wird. Pons und Fleischmann jedoch erreichten dies bei Zimmertemperatur. Mallove und andere Wissenschaftler waren sich sicher: Das Team hatte die kalte Fusion entdeckt. Das Potential dieser Entdeckung war immens. Wenn es auf kommerzieller Ebene repliziert würde, könnte es die Welt verändern. (Ironischerweise verschmutzte etwa zeitgleich die Exxon-Valdez die Gewässer von Alaska in gigantischem Ausmaß.) Die New York Times nannte die Kalte Fusion die größte Entdeckung seit dem Feuer.

Während die Presse die Entdeckung feierte, rieten manche Wissenschaftler zur Vorsicht. "Denken Sie mal, sie wären ein Flugzeug-Konstrukteur und plötzlich hören sie auf CBS-News, dass jemand eine Anti-Gravitations-Maschine erfunden hat", sagte Ian Hutchinson, ein Fusionsforscher am MIT, "das ist das Gefühl, das ich dabei habe, sehr skeptisch!"

Andere vermuteten, wenn Pons und Fleischmann das erfunden haben, würden sie das nicht überleben, weil sie völlig verstrahlt worden wären. Viele Wissenschaftler versuchten nun, das Experiment zu wiederholen, sie fanden die Beobachtungen bestätigt, aber beobachteten keine Strahlung. Und ohne diese Strahlung konnten sie nicht genau feststellen, was denn nun die Ursache der Überschuß-Energie war. Trotzdem wurden erhebliche Gelder bereitgestellt, um die Vorgänge weiter zu untersuchen.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern des MIT war weniger optimistisch über die Zukunft der Kalten Fusion. Sie waren sich nicht sicher, ob sie wirklich existiert. Sie gaben ein Interview an den Boston Herald, welcher dann titulierte :" Das MIT macht die Fusion kalt". Sie berichteten, Fleischmann und Pons hätten ihre Forschungsergebnisse falsch interpretiert. "Wir schulden es der Gesellschaft der Wissenschaft, solche Leute auszuräuchern", sagte Parker (vom MIT Plasma-Science Center) der Zeitung. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen veröffentlichten Sie anschließend als 67-seitigen Report des Fusions-Zentrums des MIT.

Die Regierung übernahm diese Ansichten und das Energie-Department sagte, es sei kein Beweis für die kalte Fusion gefunden worden, demzufolge gäbe es dafür auch keine weiteren Forschungsmittel. Der Herausgeber der angesehenen Wissenschafts-Zeitschrift "Nature", John Maddox, ergänzte: "Es ist tot und bleibt tot, für eine lange, lange Zeit."

Mallove war nicht bereit, das so hinzunehmen. Er begann, sich mit dem Report zu beschäftigen, der Auslöser dieser negativen Einschätzung war. Insbesondere zwei Tests erregten seine Aufmerksamkeit. Nach seinem Verständnis hatten die MIT-Forscher am 10. Juli 1989 Überschuß-Energie festgestellt, nachdem sie wichtige Elemente des Utah-Experiments erfolgreich nachgestellt hatten. Drei Tage später wurden, nach seiner Überzeugung, diese Daten jedoch geändert. In dem Abschluß-Report, gesponsert vom Energieministerium, wurde schließlich der Mißerfolg der kalten Fusion bestätigt. Mallove sagte später, "soweit ich das beurteilen kann, war das wissenschaftlicher Betrug." Gegenüber Kollegen äußerte er die Vermutung, dass die Ergebnisse des Reports absichtlich verfälscht wurden, um die eigenen Forschungsgelder für die heiße Fusion zu sichern.

1991 verfaßte Mallove eine offizielle Beschwerde an den MIT-Präsidenten Charles Vest und bat ihn darum, in dieser Sache zu ermitteln. Er begann auch eine Stoffsammlung für sein Buch:"Feuer aus dem Eis - die Suche nach der Wahrheit über den Streit um die kalte Fusion".

Schlußendlich stelle sich Vest hinter die Ergebniss von Parker´s Team und lehnte weitere Ermittlungen ab. Außerhalb des MIT allerdings fand man Malloves Ansichten bedenkenswert. Als sein Buch 1991 veröffentlicht wurde, fand es zahlreiche Unterstützer, einschließlich eines Nobelpreisträgers und ein bedeutender Wissenschaftler nannte das Buch "ein Meisterstück wissenschaftlicher Dokumentation".

Mallove´s Arbeitgeber gab darauf keine offizielle Antwort. Aber der Schaden war angerichtet. Am 7. Juni 1991 schrieb Mallove seine Kündigung an das Direktorium des MIT-Newsoffice und kritisierte die Institution scharf. " Ich bin empört, erzürnt und hoch erstaunt, was hier geschehen ist. Die einzig sichtbare Reaktion des MIT, als Antwort auf die kalte Fusion ist Arroganz und Intoleranz, kombiniert mit Aktionen, die signifikant das Verständnis für dies Phänomen behindert haben." Dann packte Mallove seine Sachen und ging.

In der Folgezeit widmete sich Mallove ganz und gar der kalten Fusion. Er gründete den bekannten Blog "Infinite Energy" (unendliche Energie) und arbeitete eng mit Wissenschaftlern und Firmen zusammen, die auf diesem Gebiet tätig waren. Auch bei diesen Aktivitäten wurde er massiv behindert. Er kämpfte auch weiterhin im wissenschaftlichen Bereich für die Anerkennung der kalten Fusion und wandte sich an "den Held seiner Jugend", den bekannten Wissenschaftler Arthur C. Clarke. "Wenn Sie der unvoreingenommene Wissenschaftler sind, für den ich Sie immer gehalten habe, können Sie nicht damit einverstanden sein, wie die Medien mit der kalten Fusion umgehen". Mallove wußte nicht, dass Clarke nicht nur an der kalten Fusion interessiert war, sondern sogar sehr entrüstet darüber war, wie mit dem Thema umgegangen wurde. In der anerkannten Wissenschaftszeitung "Science" schrieb er, diese Angelegenheit sei vielleicht "der größte Skandal in der Geschichte der Wissenschaft".

Dann geschah 2004 der Mord.

Malloves Frau war sich immer sicher, dass der "MIT-Ring" irgendwie in den Mord ihres Mannes verwickelt sein könnte. Es wurden schließlich die mutmaßlichen Mörder ermittelt. Der Mord sollte mit einem Auto-Diebstahl zusammenhängen. Vor Gericht konnte sich Curtis nicht mit seiner Ansicht durchsetzen, dass bei dieser Angelegenheit "etwas nicht stimme". Die beiden Verhafteten wurden 2006 wegen Mordes verurteilt. Erst 2008 sollten Curtis Zweifel bestätigt werden. Forensiker bestätigten, dass bei der Haaranalyse, die als Mordbeweis dienen sollte, Fehler gemacht wurden. Die Anklage gegen die beiden Beschuldigten wurde fallen gelassen. Nun stand Detective Carter wieder dort, wo er angefangen hatte.

Im Jahre 2009 ermittelte Carter zwei andere Tatverdächtige. Mallove hätte sie eine "Bande von Negern" genannt und da hätten sie die Nerven verloren und ihn erschlagen. Zudem hätten sie dann noch sein Auto gestohlen. Die beiden wurden im April 2012 in einem kurzen Prozeß zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.


Die Vermutung von Malloves Frau, der MIT-Ring stecke irgendwie hinter dem Mord, wird wohl nicht stimmen. Die Geschichte mit diesem tragischen Ausgang beschreibt aber plastisch, was alles getan wurde, um die kalte Fusion zu unterdrücken. Und wenn man die Frage "cui bono" stellt (wem nützt das), dann fallen einem alle Institutionen und Personen ein, die nach der Erfindung der kalten Fusion im Jahre 1989 weiterhin an fossilen Energien verdient haben. Kaum irgendwo kann man einfacher Geld einsammeln als an Tanksäulen und Gaszählern. Ob man damit das Leben der "einfachen Bevölkerung" erschwert oder ob man der Umwelt schadet, interessiert nicht. Ist das zu zynisch gedacht?

Nein, die Wirklichkeit ist noch schlimmer. Es gab vor Jahrzehnten in Persien eine funktionierende Demokratie, mit einem Premierminister Mossaddeg. Er verstaatlichte die Anglo-Iranian Oil Company, was den USA und Großbritannien sehr mißfiel. Sie ließen Mossaddeg durch eine Geheimdienstoperation absetzen und holten Reza Pahlavi, der sich gerade in einer Bar in Griechenland aufhielt und machten ihn zum Marionetten-Schah-von Persien. Die idiotische "Yellow-Press" feierte den "Herrscher auf dem Pfauenthron".

Der weitere Weg des Iran durch die Geschichte ist bekannt. Es geht weiter: Die gesamte Geschichte um die Massenvernichtungswaffen des Irak war erlogen. Abertausende haben ihr Leben gelassen für Öl. Das in Dollar (genannt auch Petrodollar) gehandelte Öl hindert vor allem ärmere Länder, ihre Währungen abzuwerten. Was sie eigentlich müßten, damit sie ihre Produkte auf dem Weltmarkt günstig anbieten könnten. Aber sie können es nicht, weil sie sonst ihre Energierechnungen nicht mehr bezahlen können. Was sagte der ehemalige US-Finanzminister Conally dazu:"Der Dollar ist unsere Währung, aber Euer Problem".

Alles unglaublich und viele Leute, ehrlich arbeitende Menschen, glauben auch nicht, dass derart zynisch eigennützige Ziele verfolgt werden. Kürzlich habe ich gelesen, dass nahezu alle wichtigen Positionen im amerikanischen Energieministerium mit Vertretern der Öl-Industrie besetzt sind. Schnell glaubt man an "Verschwörungstheorien" oder ganz einfach "das kann doch gar nicht wahr sein." Ist es aber. Goethe ließ im "Faust" Mephisto sagen: »Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte.«

Es gibt zweifellos interessierte Kreise, die weiterhin ungehindert kassieren möchten und denen eine billige und dezentrale Energie überhaupt nicht ins Konzept paßt. Sie beherrschen mit diesem Bestreben weite Teile der Politik und der Mainstream-Medien. Sie tragen die Schuld an Umweltzerstörung und am Tode von Tausenden von Soldaten und Zivilisten. Den Tod von Eugene Mallove haben sie aber wohl nicht verschuldet, auch wenn ein fader Beigeschmack bleibt. Eines zeigt der Artikel in dieser bekannten und seriösen Zeitschrift auch: Die Zeit ist anscheinend reif, dieses düstere Kapitel der Wirtschafts- und Wissenschaftsgeschichte aufzuarbeiten.


« zurück