Interview von Frank Acland mit Andrea Rossi. Ich übersetze teilw. sinngemäß, ggf. etwas gekürzt:
"Ich hatte am 20.7.17 ein Treffen mit Andrea Rossi über Skype und konnte ein Interview mit ihm führen. Mats Lewan hatte schon früher ein Interview mit ihm, das sich aber vornehmlich mit Angelegenheiten rund um den Prozeß befaßte. Es war für mich also nicht nötig, dies noch einmal zu tun.
Hier nun eine Abschrift des Interviews:
Wenn Sie sich in der Rückschau die letzten viereinhalb Jahre der Partnerschaft mit Industrial Heat ansehen, was denken Sie dann?
Ich habe gute Erinnerungen an Dinge, die ich mit ihnen positiv abhandeln konnte und leider auch schlechte Erinnerungen. Es gabe sehr wichtige, riesige, reiche Erfahrungen, wissenschaftlich gesehen.
Welche Auswirkungen wird die Vereinbarung für Ihre zukünftige Arbeit haben?
Es wird große Auswirkungen haben. Zunächst: Seit wir zusammengearbeitet haben, war meine Arbeit nur Forschung und Entwicklung. Basierend auf unserer Vereinbarung hatten Sie die Aufgabe der kaufmännischen Führung.
Nun ist die Situation für mich komplett anders, weil ich nun wieder nicht nur der Chef-Wissenschaftler für Forschung und Entwicklung bin, sondern wieder der Geschäftsführer, der für alle Fragen der Technologie zuständig ist, einschließlich der Industrialisierung dieser Technologie.
Meine Verantwortung hat sich komplett geändert. Auch mein Freiheit zu tun und zu lassen was ich will. Vor dem Prozeß hatte ich nur begrenzte Möglichkeiten und war auf meinen wissenschaftlichen und technologischen Part limitiert. Nun habe ich größere Verantwortungen und ich glaube, ich bin dazu bereit.
Ein Geschäft zu führen und wissenschaftlich zu arbeiten sind in den meisten Unternehmen nicht die Aufgabe für eine Person, meinen Sie nicht?
Das stimmt, wenn das Geschäft entwickelt und konsolidiert ist, aber für den Anfang muß das nicht so sein. Denken Sie nur an Microsoft: Zu Anfang war Bill Gates für alles zuständig.
Das was Sie vorhaben, nämlich diese Technologie in der ganzen Welt zu verbreiten, erfordert eine Menge finanzieller Resourcen, meinen Sie nicht?
Ja.
Sie repräsentieren im Moment eine sehr kleine Firma, soweit ich das beurteilen kann. Um jetzt weiterzukommen, denken Sie auch an Partnerschaften?
Mein Freund, erklärt ein General vor Beginn des Gefechtes seine Strategie? Mit sind meine Limitierungen sehr klar und ich arbeite an einem Systemwechsel, der für unsere Vorhaben geeignet ist. Ich kann Ihnen meine Strategie nicht verraten, aber ich kann ihnen sagen, welches der erste Schritt ist.
Unser erster Schritt wird die Präsentation des E-Cat QX Ende Oktober sein. Und dann werden wir weitersehen. Ich habe eine präzise Strategie; Wie bei allen Strategien werden wir uns anpassen müssen, wenn Dinge sich ändern, so wie es bei einer Partie Schach vorkommt. Sie wissen, wie sie spielen wollen, aber sie wissen nicht genau wie sich die Dinge entwickeln.
Lassen Sie uns über den E-Cat QX sprechen. Was ist der Unterschied zwischen dem E-Cat QX und den frühen E-Cats?
Ich möchte Ihre intelligente Frage eigentlich intelligent beantworten, aber ich bevorzuge es, eine genaue Beschreibung erst anläßlich der Präsentation zu geben.
Ich möchte aber sagen, dass das Patent alles abdeckt, aber es gibt doch substantielle Unterschiede. Der COP ist höher, die Effizienz ist höher und ich bin sehr stolz auf die Arbeit meines Teams zu diesem Thema. Ein großer Unterschied ist die Dimension. Die Dimension den E-Cat QX ist extrem geringer, daher ist die Energiedichte sehr hoch und ermöglicht Anwendungen wie in Düsentriebwerken. Aber dies ist eine Aufgabe von Forschung und Entwicklung.
Wenn Sie den E-Cat kommerzialisieren wollen, mit was wollen Sie dann beginnen? Welches ist diejenige Anwendung, mit der es am einfachsten ist zu beginnen?
Die Produktion von Hitze für industrielle Anwendungen. Die industriellen Anwendungen bieten sich an, weil wir dafür die Zertifizierung haben. Es geht um die Produktion von Hitze, wo immer sie benötigt wird. Zum Beispiel: Zementwerke, Ölraffinerien, Nahrungsmittelindustrie, Heizung der gewerblichen Räume; simple Heizanlagen weil man in der halben Welt für vier oder fünf Monate eine Heizung benötigt. Wir können Luft beheizen, wir können Wasser erhitzen, wir können Öl erhitzen oder was auch immer. Wir können auch sehr hohe Temperaturen erreichen, weil der E-Cat QX in seinem Kern sehr hohe Temperaturen erreicht. Wir können Temperaturen von über 1000 Grad Celsius erzielen.
Ein Wärmetauscher hat einen primären und sekundären Kreislauf. Der primäre Kreislauf ist an der Wäremequelle.
Viele Leute sprechen über die Möglichkeit mit dem E-Cat Elektrizität zu generieren, mit Blick auf die Reduzierung schädlicher Carbon-Emissionen. Wird die Technologie die Fähigkeit haben, fossile Energien bei der Generierung von Elektrizität zu ersetzen?
Ich hasse den Terminus "ersetzen", weil meine erste Assoziation dabei ist, dass Leute ihre Arbeitsplätze verlieren. Ich bin deshalb vorsichtig mit diesem Wort. Ich bin der Meinung, dass alle Energiequellen intelligent zusammenwirken müssen. Aber sicher, die primäre Temperatur des E-Cat, mit der wir Wasserdampf erzeugen können, beträgt 550 Grad Celsius und ermöglicht damit mit Blick auf den Carnot-Zyklus eine Effizienz von 35 - 38 %. So, ja, wir können eine intelligente Energiequelle bereitstellen, ohne etwas anderes zu ersetzen. Unser Planet dürstet mehr und mehr nach Energie und wir sind in der Lage unsere Möglichkeiten in umweltfreundlicher Weise dabei einzubringen, ohne dabei Jobs zu "verbrennen".
Sie haben früher einmal gesagt, eines Ihrer Ziele sei, neben der Kreation einer neuen Energieform, die Kreation von Arbeitsplätzen.
Ja.
In welchen Bereichen sehen Sie da Möglichkeiten?
Neben der Herstellung des E-Cat, dessen Fertigung mit Robotern geschehen wird (Roboter verrichten nur einfache Arbeiten) wird sich eine Kaskade neuer Beschäftigungsmöglichkeiten ergeben, und zwar in allen Bereichen der Wirtschaft, die von billiger Energie profitieren kann.
So denken Sie an diese indirekten Beschäftigungsmöglichkeiten wie auch an direkte Tätigkeit?
Sicher.
Sie haben in der Vergangenheit von "roboterisierten Fabriken" gesprochen, wie weit sind Pläne für den E-Cat QX gediehen?
Es ist sehr fortgeschritten. Ich habe eine Studie mit ABB gefertigt und wir sind damit sehr weit fortgeschritten. Wenn die Industrialisierung angegangen wird, dann mit Robotern. Der E-Cat QX ist ein sehr kleines Modul zwischen 10 und 20 Watt. Das heißt, es müssen große Stückzahlen gefertigt werden. Ich habe mir schon eine Fabrik angesehen, in der diese Art von Robotern arbeiten (mit anderen Produkten) und Sie können sehen, wie tausende Teile herauskommen. Und ich habe mit großer Freude gesehen, dass dort eine Menge Leute arbeiten, zwar nicht mit einfachen Arbeiten, aber mit qualifizierter Tätigkeit.
Können Sie mir die Materialkosten eines E-Cat QX nennen?
Ich würde sagen, nur Rohmaterialien, 1-2 Cent per Watt.
Diesen Nachmittag habe ich zum ersten Mal das Papier gesehen, dass sie mit Oskar Gullström erarbeitet haben und das bei Arxiv.org. veröffentlicht wurde.
Es ist ein Update des Papiers, das ich vor Monaten mit Oscar erarbeitet habe. Wir haben das Papier an einige Sachverständige gegeben, welche uns gebeten haben, es hier und da zu ergänzen. Carl-Oscar Gullström ist ein sehr intelligenter Physiker, er ist sehr jung und wir werden mit ihm arbeiten. Er ist sehr stark, er ist sehr intelligent und theoretisch sehr gebildet. Er kommt von der schwedischen "School of Physics", ich mag ihn sehr und ich arbeite gerne mit ihm.
Die Physik in diesem Papier ist sehr kompliziert, ich verstehe davon ehrlich gesagt nicht sehr viel, aber beschreibt es was im E-Cat passiert?
Was die Theorie angeht ist noch sehr viel mehr zu tun. Ich denke, der Weg kann zu einer theoretischen Erklärung führen, aber bisher sind wir davon noch ein gutes Stück entfernt.
In der Vergangenheit haben Sie in dieser Frage mit Dr. Norman Cook zusammengearbeitet.
Ja, die Arbeit von Norman Cook paßt perfekt mit unserer zusammen. Leider hat meine Kooperation mit Norman Cook unter der gerichtilichen Auseinandersetzung gelitten. Ich hoffe, es wird nun wieder einfacher mit ihm zusammenzuarbeiten.
Ich denke Sie werden mitbekommen haben, das in dem kürzlich veröffentlichten Papier auch ein Bild des QX-Reaktors zu sehen war. Es ist nun kein Geheimnis mehr, wie er aussieht. Man sieht, dass dort zwei verschiedene Geräte zu sehen sind, einer mit Wärmetauscher, einer ohne.
Der eine ohne Wärmetauscher ist nicht der E-Cat QX. Der E-Cat QX ist der grüne.
Und was ist der andere?
Das andere ist ein Werkzeugt, das ich für Experimente benutze.
Ach so, das ist also nicht das Aussehen eines E-Cat QX.
Nein, der QX wird kleiner als die grüne Box.
Es gibt eine technische Frage bezüglich der Messung des Eingangs-Stromes für den QX. Sie haben einen 1 Ohm Widerstand mit .105 V Input. Ist das der einzige gemessene Widerstand, ist Widerstand auch im Reaktor?
Nein, wir haben nur den Widerstand (1 Ohm), weil dies der einzige Widerstand ist, den wir in diesem Kreis haben. Wenn der E-Cat einen Widerstand hätte (was unsere Kalkulation konservativer machen würde, weil, wie sie wissen, der Widerstand in den Denominator (Nenner) eingeht, wenn Sie die Ampere berechnen). Das heißt, je größer der Widerstand, desto kleiner wird die Ampere-Zahl.
Um die Messungen zu vereinfachen nutzen wir Gleichstrom. Wir vermeiden damit alle Komplikationen die mit Frequenzen und dergl. verbunden sind.
Auf dem Photo sind zwei Messgeräte zu sehen. Was wird dort gemessen?
Wir nutzen zur Sicherheit zwei Voltmeter. Die Differenz der Messungen ist die Fehlerquote zwei verschiedener Voltmeter (einige mV).
Die Präsentation soll ein Startschuß sein. Sie sagten früher einmal, Sie könnten den E-Cat QX mit einer Batterie betreiben und Gleichstrom produzieren.
Ja, ja wir können ihn mit einer Batterie betreiben und wir benötigen 24 Volt. Wir brauchen also nur zwei Autobatterien in Serie zu schalten.
Für die Präsentation, für mich und auch für andere Leute und auch um die Sache einfacher verständlich zu machen, wäre es besser diese Batterien zu nutzen anstatt Wechselstrom aus dem Netz.
Okay.
Ist das einfach zu machen?
Ja, ich habe jetzt die Zeit um mich um so etwas zu kümmern.
Ich habe noch eine Frage zu der juristischen Vereinbarung. Es gab da einen Abschnitt über die Formel zur Reaktor-Füllung. Es war eine geheime Information, nur für wenige Personen.
Ja.
Es wird darin gesagt ein Teil der Füllung sei Hydrogen, Lithium Aluminium Hydrid, Lithium und Nickel; Dinge die auch in Ihrem Patent beschrieben sind. Es ist aber auch von einem weiteren Element die Rede, das in Ihrem Patent nicht erwähnt wird. Was bedeutet das für Ihr Patent als solches?
Ein Patent ist gültig, wenn ein Experte mit den Informationen des Patents den Effekt reproduzieren kann. Es gibt nun viele Experten die das mittlerweile können. Deshalb ist mein Patent überall auf der Welt gültig. Eine sehr wichtige Replikation wird demnächst abgeschlossen sein. Viele Leute sind in der Lage, an Hand meines Patents Replikationen vorzunehmen. Das zusätzliche Element steigert die Effizienz. Tatsächlich ist es so, dass alle bisher gemachten Experimente einen COP zwischen 2 und drei aufweisen. Das zusätzliche Element steigert die Effizienz erheblich. Das ist der Unterschied zwischen Patent und know-how.
Das zusätzliche Element ist also ein Betriebsgeheimnis?
Ja. Deshalb haben wir in dem Agreement darauf bestanden, dass es ein Betriebsgeheimnis bleiben muß.
Wie groß ist jetzt die Leonardo Corporation, wieviele Leute haben Sie im Moment?
In diesen Tagen besteht die Leonardo Coporation aus sechs Personen. Die Größe unserer Fabrik in Doral beträgt ca. 7000 Quadratfuß, es gibt noch ein Laber außerhalb.
Lassen Sie mich eines sagen, auch weil ich stolz darauf bin. Wir haben sehr viel an der 1-Megawattanlage gearbeitet, die dann ein Jahr gearbeitet hat, denn, wie sie vielleicht wissen, wurde die Anlage am 16ten Februar 2016 von beiden Parteien versiegelt, sie wurde zum Niemandsland. Niemand konnte sie betreten. Wir brachten unsere Schlösser an und sie brachten ihre Schlösser an, wie bei Banksafes. Sie brauchten zwei Schlüssel, um hineinzugelangen. Es war tragikomisch.
Nun bekam ich beide Schlüssel zurück und ich konnte alles öffnen. Die großen Reaktoren haben sehr gut gearbeitet, die kleinen nie. Nun öffnen wir alles, um die Details zu studieren. Es wird sehr interessant. Auch die Analyse der Füllung in den vier Reaktoren, die gearbeitet haben, wird dazugehören. Bei den kleinen Reaktoren werden wir erkunden, warum sie, verdammt nochmal, nicht gearbeitet haben.
So, lassen Sie uns das Thema wechseln. Gibt es kommerzielles Interesse an Ihrer Arbeit?
Ja.
Nehmen wir mal an, ich wäre Betreiber einer Ölraffinerie und habe von Ihrer Technologie durch Ihre Präsentation gehört und ich würde mir sagen, dass dies meine Prozesse viel effizienter machen könnte. Wie könnte ich sie in mein System integrieren, wie wäre der Prozeß?
Der Prozeß ist sehr einfach. Sie kaufen die Anlage und sie gehört ihnen und sie können sie nutzen. Es wird einige Bedingungen geben über Teile, die sie nicht entfernen dürfen. Es ist so wie bei Autoherstellern, die ihre Prototypen zur Verfügung stellen, mit der Bedingung, dass manche Elemente nicht geöffnet werden dürfen. Dafür werden den Kunden dann Vorzugskonditionen gewährt. So ähnlich werden wir es machen. Das heißt, einige Teile der Anlage werden versiegelt, zum Beispiel dort, wo die Füllungen sind.
Ganz am Rande: Anscheinend haben sie magische Kräfte in Ihrem Gehirn, weil ich nämlich übermorgen den Besitzer einer Öl-Raffinerie treffe. Deshalb bin ich mir nicht ganz sicher, ob Sie so eine Art ... (nicht schriftlich festgehalten)
Nein, das mit der Ölraffinerie haben Sie früher in Ihrem Interview gesagt.
Ach so, deshalb wußten Sie das.
Nun gut, was ist wenn Sie ein Produzent sind, ein Technologe und Sie möchten Ihre Produkte in diese Technologie integrieren. Ist es möglich, hierfür von Ihnen Lizenzen zu erwerben und Ihnen Lizenzgebühr dafür zu zahlen?
Was meinen Sie, Lizenz oder Technologie?
Ich meine, Sie geben Ihnen die Formel und sie machen ihre eigenen Produkte und Sie erhalten dafür eine Lizenzgebühr.
Verstanden. Alles ist möglich, es hängt von der Vereinbarung ab. Sie wissen, dass wir gerade unsere eigenen Erfahrungen damit gemacht haben und wir wissen, wie wichtig es ist, saubere Vereinbarungen zu treffen. Alles ist möglich wenn man vernünftige Verträge macht. Wir haben jetzt ein starkes Juristen-Team, das auf diesem Gebiet sehr erfahren ist. Nie wieder werden wir einen Vertrag abschließen der so naiv war, wie derjenige von 2012.
So sagen Sie, dass sie für industrielle Kooperationen offen sind?
Absolut.
Ich weiß, dass Sie während und nach dem Test gesundheitliche Probleme hatten. Wie steht es jetzt um Ihre Gesundheit?
Perfekt. Ich hatte Probleme. Probleme aus verschiedenen Gründen. Ich habe ein Jahr lang von 5 Uhr bis 22.30 gearbeitet. Man schläft ein paar Stunden, man hat außerdem zu lesen, man will ein bißchen Sport treiben und am Ende kommen jeden Tag nur etwa 3 bis 4 vier Stunden Schlaf dabei heraus. Für ein Jahr, zusammen mit anderen Faktoren, ja ich hatte ernste Probleme, aber ich bin komplett geheilt. Die letzte Analyse hat gezeigt, dass nichts zurückgeblieben ist."
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